Artikel | 10/01/2021 10:35:09 | 3 min Lesezeit

“Wie gelingt nachhaltige Forstwirtschaft?” Drei Fragen an die Bürgermeisterin von Augsburg, Eva Weber

IconProfile.png Eva Weber

Seit 1. Mai 2020 ist Eva Weber Oberbürgermeisterin der Stadt Augsburg. Die Oberbürgermeisterin ist Vorsitzende des Stadtrates und seiner Ausschüsse mit Beratungs- und Stimmrecht. Sie vollzieht die Beschlüsse dieser Kollegien, leitet die gesamte Verwaltung und vertritt die Stadt nach außen. Sie erledigt in eigener Zuständigkeit die laufenden Angelegenheiten der Verwaltung, des Wehrersatzwesens und des zivilen Bevölkerungsschutzes. Die Oberbürgermeisterin entscheidet außerdem in dringenden Fällen anstelle der Kollegien und führt die Dienstaufsicht über die städtischen Beamten, Angestellten und Arbeiter. Die Referate und Ämter sind in ihrem Auftrag tätig.

Quelle: https://www.augsburg.de/buergerservice-rathaus/stadtrat-und-verwaltung/oberbuergermeisterin

 

Ein Fünftel des Augsburger Stadtgebiets ist mit Wald bedeckt – hat „Wald“ eine besondere Bedeutung für die Menschen in der Fuggerstadt?

"Der Stadtwald ist ein wahres Multitalent: Er versorgt rund 360.000 Menschen mit reinstem Trinkwasser, welches nicht einmal einer Aufbereitung bedarf. Tieren und Pflanzen, darunter vielen geschützten und seltenen Arten, bietet er Lebensraum. Das Naherholungsgebiet Stadtwald Augsburg wird jährlich von ca. 3 Mio. Menschen besucht und ist erholungszertifiziert nach PEFC."

"Außerdem liefert uns der Stadtwald den nachwachsenden Rohstoff Holz. Und gleichzeitig speichert der Wald das klimawirksame Kohlendioxid (CO2) und hilft somit dem Klima. Augsburg ist zudem größte Kommunalwaldbesitzerin Bayerns. Die Forstverwaltung bewirtschaftet 7.700 ha Wald – zusammengefügt entspräche das der Fläche des Chiemsees.  Um also Ihre Frage zu beantworten: Ja, Wald hatte und hat schon lange eine besondere Bedeutung für die Augsburgerinnen und Augsburger und trägt maßgeblich zur Lebensqualität bei."

Die städtischen Forstreviere sind Trinkwasserspeicher, Schadstofffilter, Lebensraum Erholungsgebiet – aber auch Wirtschaftsfaktor. Wie wägen sie zwischen diesen Faktoren ab?

"Forstwirtschaft ist eine anspruchsvolle Aufgabe, denn an den Wald werden die unterschiedlichsten Interessen und Ansprüche gestellt. Es gilt immer wieder aufs Neue zwischen den verschiedenen Anliegen wie Holznutzung, Erholung, Naturschutz und Trinkwasserschutz eine Balance zu finden und diese zusammenzudenken. Die städtische Forstverwaltung sorgt dafür, dass die vielfältigen Leistungen des Ökosystems Wald auch weiterhin, also tatsächlich nachhaltig, für unsere Gesellschaft zur Verfügung stehen."

 

Augsburg – wo nachhaltige Forstwirtschaft auf nachhaltiges Papier trifft

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Es ist eine politische Forderung, die sie sicher schon oft gehört haben als Politikerin: Warum lassen Sie den Wald nicht „einfach wild wachsen“?

"Diese Forderungen habe ich gehört, sehe sie aber kritisch. Ich will nur für den Augsburger Wald sprechen: Bei uns ist es gerade in Zeiten des Klimawandels wichtig, diesen Wald zu pflegen – also ihn vorsichtig zu lenken. Und die Hauptbaumart unserer Wälder im kommunalen Besitz ist nach wie vor die Fichte, von der wir spätestens seit den drei verheerenden Trockenjahren 2018 – 2020 wissen, dass sie besonders stark unter dem Klimawandel leidet."

"Würden wir diese Wälder also einfach wild wachsen lassen, so könnte das zu großen zusammenbrechenden Waldbeständen führen. Also steuern unsere Försterinnen und Förster hier gegen: Fichtendominierte Bestände werden durch Pflegeeingriffe hin zu laubholzdominierten Wäldern geführt. Das dabei entnommene Holz wird dann bestmöglich in der nachfolgenden Verwertungskette genutzt. Schwachholz wird zu Papier, Starkholz zu Läden, Balken und Dielen für den modernen Holzbau."

"Etliche Festmeter bleiben bewusst im Wald zurück und werden zu Totholz mit seiner riesigen Artenvielfalt. Holz ist der einzige wirklich nachhaltig nachwachsende Rohstoff den wir in Augsburg haben. Wäre es besser, unser Bau- und Möbelholz aus anderen Kontinenten zu importieren, obwohl es vor der Haustüre wächst? Gleichwohl ist es so, dass wir in Augsburgs Wäldern auch nennenswerte Anteile sich selbst überlassen – also bewusst auf eine Nutzung verzichten. Hierbei handelt es sich meist um naturschutzfachlich wertvolle Gebiete."

 

„Mischwälder statt Monokulturen“ – Q & A mit Prof. Dr. Josef Settele

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