Artikel | 09/10/2020 09:28:13 | 4 min Lesezeit

Tilman Wörtz,  Chefredakteur des MUT Magazins über konstruktiven Journalismus

 
 

Seine Geschichten beginnen in Weinstadt: Tilman Wörtz ist einer der Zeitenspiegel-Geschäftsführer, leitet das Projekt Peace Counts und hat sich mit dem MUT Magazin einen Traum erfüllt: ein eigenes Magazin, in dem es um inspirierende Geschichten geht. Über Vorbilder, Menschen und Organisationen, die vor den großen Herausforderungen unserer Zeit nicht zurückschrecken. Menschen, die Lösungen suchen – und dabei immer wieder großen Mut beweisen.


Herr Wörtz, was bedeutet für Sie persönlich Mut?

Für mich bedeutet Mut, die Dinge die ich mir vornehme durchzuziehen, auch wenn es schwierig wird. Gerade dann, wenn wichtige Werte auf dem Spiel stehen, gilt es durchzuhalten und weiterzumachen!

Persönlichkeiten, die etwas verändern wollen und an ihren Werten festhalten bestimmen das MUT Magazin. Was möchten Sie mit Ihrem Magazin bewegen und wie hilft Ihnen Ihr journalistisches Handwerk dabei?

Im Grunde geht es darum, andere Fragen zu stellen, zusätzliche Fragen, wenn man vor Ort ist. Also nicht nur zu fragen was schiefläuft, sondern was sich tun lässt, um das Problem zu lösen. Im Journalismus spricht man auch von den fünf oder sieben W's. Das lernt jeder Journalist in seiner Ausbildung. Bei einer Nachricht und einem Bericht müssen die wichtigsten Fragen – Wer? Wo? Was? Wann? Warum? – beantwortet werden. Und im konstruktiven Journalismus kommt eine entscheidende Frage dazu: Was nun?

Es geht darum, dieser Frage entsprechend Platz einzuräumen und sie gut zu recherchieren. Das ist die Absicht bei all den unterschiedlichen Themen, die wir bearbeiten: Ein umfassendes Bild der Wirklichkeit zu zeichnen und keins, was immer wieder auf mediengängige Zuschnitte verengt wird. Wir wahren einen breiteren Blick.

Wie kamen Sie auf die Idee, das MUT Magazin zu erschaffen?

Der konkrete Grund, warum das MUT Magazin entstanden ist, ist der Global Peacebuilder Summit. Das ist eine Veranstaltung, die wir vor 5 Jahren ins Leben gerufen haben und auf der sich einmal im Jahr Friedensmacher aus aller Welt treffen. Wir hatten immer wieder Geschichten weltweit über Friedensmacher recherchiert, die versuchen, in Krisenregionen Menschen wieder zusammenzubringen. Dann kam ich auf den Gedanken, dass man regionale Tageszeitungen zusammengenommen als wunderbaren Partner gewinnen könnte, um eine sehr hohe Auflage zu erreichen – wir wollten nicht über diesen Friedensgipfel selbst berichten sondern über die Menschen und was sie machen und publizieren diese Reportagen in unserem Magazin.

 

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Mut beweisen auch immer wieder Ihre Gesprächspartner. Sind die Menschen, die die mutigen Geschichten erzählen können, immer und gerne gesprächsbereit?

Da es bei uns nicht um Skandale geht, blocken die Leute im Vorhinein nicht ab. Es ist eher die Frage, ob unsere Gesprächspartner die Zeit haben, um uns zu treffen.

Wir haben unter anderem mit einer Reihe von Bürgermeistern aus unterschiedlichen Ländern gesprochen. Dabei stellte sich die Frage, ob wir überhaupt empfangen werden können. Wir haben beispielsweise die Bürgermeisterin von Freetown, Sierra Leone porträtiert, die ganz unglaublich gute Arbeit macht und sich sehr intensiv international vernetzt, um Freetown zu entwickeln und Afrika eine Stimme zu geben – gerade in der Migrationsdebatte. Sie ist das ganze Jahr über in Freetown beschäftigt und reist um die Welt – da war es nicht ganz einfach, einen Zeit-Slot zu bekommen.

Insgesamt ist es also mehr die Organisation, die herausfordernd sein kann, als dass die Leute nicht gesprächsbereit wären. Und, dass wir als MUT Magazin nicht so bekannt sind. Es ist auch international schwierig zu erklären, dass wir Tageszeitungen beiliegen.


In einer Ausgabe schreiben Sie: „Dieses Magazin darf es eigentlich nicht geben. Im Zeitalter des Internets setzen wir auf gedrucktes Papier, bei sinkenden Auflagen steigern wir unsere.“ Warum haben Sie sich trotzdem für Print entschieden?

Zum einen sind wir von Haus aus Printjournalisten. Das ist unser Beruf. Wir finden gut gemachte Magazine eine wunderbare Weise sich mit der Welt auseinanderzusetzen und Dinge zu erfahren.

Ich glaube, dass unser Magazin als gedrucktes Magazin besonders gut wirkt – wir sind Journalisten, wir wollen, dass unsere Inhalte vermittelt werden. Und ich glaube, dass Print gestärkt werden kann, wenn das Digitale mitgedacht wird.

 

 

UPM unterstützt Culture Counts – eine gemeinnützige Organisation und Gruppe von Journalisten und Fotografen, die über aktuelle soziale Herausforderungen und Probleme berichtet. Der Schwerpunkt liegt dabei auf einem konstruktiven und lösungsorientierten Journalismus. Culture Counts ist Herausgeber des MUT Magazins, das in einer Gesamtauflage von 800.000 Exemplaren als unabhängige Beilage für Tageszeitungen und Zeitschriften in Deutschland, Österreich und der Schweiz erscheint.

 
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