Der Riese von Rauma

Die Forstindustrie ist bereits seit über hundert Jahren das Standbein von Rauma. UPM Rauma trägt zum Erhalt der Lebenskraft und der Attraktivität der Küstenstadt bei.

Text: Helen Moster

Zehntausende Touristen reisen alljährlich in die an der südwestfinnischen Küste gelegene Kleinstadt, die sich dank ihres einzigartigen Holzstadtteils auf der Unesco Weltkulturerbeliste befindet. In den Gassen, Straßen und Gärten der Altstadt von Rauma kann man noch die Atmosphäre einer mittelalterlichen Stadt erahnen.

In der Holzstadt ist das Leben jedoch ebenso modern wie in den neuen Häusern und Wohnungen von Rauma. Ihnen allen gemein ist, dass sie mit Fernwärme heizen, die in dem Fabrikgelände von UPM Rauma am Rande der Stadt erzeugt wird.

Die Forstindustrie ist seit langem die Haupterwerbsquelle zahlreicher Einwohnergenerationen von Rauma. 1912 wurde in Rauma ein Sägewerk gegründet, danach eine Zellstofffabrik. Die erste Papiermaschine ging 1969 in Betrieb.

Der mutige Anfang führte zu einer der größten Konzentrationen der finnischen Forstindustrie, in der zur Blütezeit mehr als 4.000 Mitarbeiter beschäftigt wurden.
Heute befinden sich auf dem alten Fabrikgelände eine Papierfabrik, eine Zellstofffabrik, eine Kiefernölbrennerei und ein Kraftwerk, die von gut 700 Mitarbeitern in Betrieb gehalten werden.

Die Papierfabrik von UPM Rauma ist in erster Linie für ihre drei Papiermaschinen bekannt, mit denen gestrichene und ungestrichene Zeitschriftenpapiere für Zeitschriften, Verkaufskataloge und Werbebroschüren hergestellt werden.

Die Fabrik macht jedoch auch noch vieles andere: Sie erzeugt Wärme, reinigt das Abwasser und bietet langfristige, zuverlässige Arbeitsplätze. Sie arbeitet mit vielen Stellen und Partnern zusammen und lockt neue Industrie in die Stadt.

UPM Rauma hat 2016 viele Eisen im Feuer. Aber was hat denn eine Papierfabrik mit dem Aushub des Meeres und der Fleischverarbeitung zu tun?

Hafenausbau

Nur einen Katzensprung vom historischen Zentrum Raumas entfernt bietet sich dem Besucher ein spannender Anblick.

Ein lebhafter Exporthafen mit Containerschiffen und Kränen wartet auf Ladungen, die aus ganz Finnland hierher verfrachtet werden.

2014 wurden vom Hafen Raumas aus mehr als 5,50 Millionen Tonnen Waren in alle Welt verschickt, darunter unter anderem auch Papierrollen aus der UPM-Fabrik in Rauma.
Die Nähe des Hafens bedeutet für UPM eindeutige Ersparnisse. Die Papierrollen brauchen nämlich nicht im eigenen Lager der Papierfabrik gelagert zu werden, sondern die Rollen werden mit Speziallastern direkt in das Hafernlager verfrachtet, von wo aus sie auf Schiffe verladen werden.

"Das bedeutet für uns Kosteneffizienz, was sich wiederum auf die Wettbewerbsfähigkeit auswirkt.

Je weniger die Produkte gehandhabt werden, desto weniger beschädigte Rollen gibt es zu beklagen. Für die Kunden ist das von großer Bedeutung", betont der Werksleiter von UPM Rauma, Timo Suutarla.

Die Papierfabrik gehört zu den größten Kunden des Hafens, und die Zusammenarbeit beschränkt sich nicht nur auf die Papiertransporte. Im Hafen wurde soeben erst ein umfangreiches Bauprojekt für eine tiefe Fahrrinne begonnen, und bei diesem Projekt fällt UPM eine besondere Aufgabe zu.

Beim Aushub fallen zehntausende Kubikmeter Erdmaterial an, von dem ein Teil schädlich für die Umwelt ist. Das verunreinigte Erdmaterial wird für die Endlagerung zum UPM-Fabrikgelände transportiert. UPM hat eine Umweltgenehmigung für die Aufbereitung des Materials und kann das Material sicher im Ablagerungsgelände unterbringen.

"Für uns ist dies eine klare Win–Win-Situation, denn wir können bei der Behandlung des Materials die Asche nutzen, die in unserem eigenen Kraftwerk entsteht", erklärt Timo Pitkänen, Geschäftsführer von Rauman Biovoima.

Dies ist ein erheblicher Vorteil, denn für die Asche ist so für die nächsten zehn Jahre für eine Verwendung gesorgt.

Fernwärme und sauberes Wasser für die Stadtbewohner

Die auf dem Fabrikgelände von UPM gelegene Rauman Biovoima ist ein Partner der Stadt Rauma und ein wichtiger Wärmeproduzent. Sie sorgt dafür, dass die Wohnungen und das Duschwasser der Einwohner Raumas das ganze Jahr über warm sind. Mehr als 99 Prozent der von der Stadt benötigten Fernwärme entstehen neben der Papierfabrik.

Das Kraftwerk gehört in Finnland zu den größten Verbrauchern von recycelten Brennstoffen. Es nutzt bei seiner Produktion Forstabfälle aus der Region, Verpackungsabfälle aus Handel und Industrie sowie die zur Energieerzeugung verwendbaren Abfälle der Einwohner Raumas.

2013 investierte das Kraftwerk durch den Erwerb einer Anlage, mit der die Annahme, die Handhabung und die Lagerung von recycelten Brennstoffen verbessert wurden, in die Verwendung solcher Brennstoffe.

Mithilfe der Investition konnte die Verwendung von aus dem Ausland importierten fossilen Brennstoffen fast vollständig durch sich erneuernde finnische Brennstoffe ersetzt werden.
Die Verwendung finnischer Produkte bringt Einsparungen mit sich, was die Kosteneffizienz von UPM Rauma noch weiter verbessert.

Neben der Fernwärme kommt den Einwohnern Raumas auch die Abwasseraufbereitung der Papierfabrik zugute. Zusätzlich zu den eigenen Prozesswässern bereitet UPM Rauma nämlich auch die Abwässer der gesamten Stadt auf.

Die Zahlen sind schwindelerregend: in einer Sekunde werden 1,2 Kubikmeter Abwasser aufbereitet; die jährliche Abwassermenge eines gewöhnlichen Raumaer Haushaltes wird so in einer Minute gereinigt. Die Kunde der guten Abwasseraufbereitung der Stadt hat sich denn auch bereits weit verbreitet.

"Der große finnische Fleischverarbeiter HKScan hat unter anderem deswegen beschlossen, seine Hähnchenfabrik statt irgendwo anders gerade in Rauma zu bauen, weil hier die Abwasseraufbereitung so gut geregelt ist", berichtet Suutarla.

Die effektive Aufbereitung der Abwässer ist auch am Zustand des Bottnischen Meeres zu erkennen, das vor der Küste der Stadt liegt.

Der Zustand des Meeres hat sich in den letzten Jahren erheblich gebessert, was auch auf höchster politischer Ebene in Finnland nicht unbemerkt geblieben ist. Am meisten wird das gesunde Meer jedoch von den gewöhnlichen Sommerhausbesuchern und Wassersportlern genossen – und davon gibt es in diesem uralten Seefahrergebiet genug.

Ein großer Holzeinkäufer und Arbeitgeber

In der Papierfabrik in Rauma wird alljährlich fast eine Million Tonnen Papier hergestellt.
Für die Produktion wird natürlich viel Holzrohstoff benötigt.

Dies wird ausschließlich in Finnland beschafft, hauptsächlich aus der Region, in den Gebieten um Tampere und Turku.

"Der Wald wächst in Finnland pro Jahr um rund 100 Millionen Kubikmeter. Rauma gehört zu den großen Nutznießern, denn wir verbrauchen von dem jährlichen Holzwachstum rund eine Million Kubikmeter", stellt Timo Suutarla fest. "Die Holzbeschaffung hat eine deutlich spürbare Auswirkung auf die Beschäftigung, die sich unter anderem auf den Transport, die Forstplanung und die Rodung erstreckt."

UPM Rauma beschäftigt direkt 520 Personen, indirekt jedoch bis zu viermal so viele.

In Rauma kennt irgendjemand immer jemanden, der in der Papierproduktion tätig ist.

An der Adresse Tikkalantie verdienen viele Bewohner Raumas ihren Lebensunterhalt bereits seit mehreren Generationen.

Manchmal wird die Arbeit vom Vater an den Sohn vererbt, so wie zum Beispiel beim Holzverarbeiter Jouko Aitonurmi.

Soziale Verantwortung bedeutet:

  • Verantwortung für die Arbeitsplätze
  • Verantwortung für die Erzeugung von Energie und die Umwelt
  • Verantwortung für das Wohl der Mitarbeiter

Betriebsratsvorsitzender in der zweiten Generation

Jouko Aitonurmi, 52, wurde schon als JunJouko Aitonurmige zu Hause in die Holzverarbeitung eingewiesen, da sein Vater Antti Aitonurmi, 80, vierzig Jahre für die Forstindustrie arbeitete, die meiste Zeit als Bediener im Kraftwerk. Sein Vater war zu seiner Zeit der Betriebsratsvorsitzende in der Fabrik in Rauma. Das Interesse an gemeinschaftlichen Dingen gab er an seinen Sohn weiter, und 2009 trat sein in der Holzverarbeitung tätiger Sohn seine Nachfolge an.

"Zu Hause haben wir immer über die Angelegenheiten der Fabrik und Politik geredet", lacht Jouko Aitonurmi.

Auch in der Kommunalpolitik trat der Junior in die Fußstapfen des Seniors: er ist Stadtratsmitglied in Rauma, ebenso wie sein Vater vor ihm. Auch in der Fabrik Rauma kann man reden. Das geht aus der gut funktionierenden Verhandlungskultur hervor.
"Hier wird verhandelt, nicht befohlen. Wir glauben daran, Dinge auszuhandeln", beschreibt Aitonurmi. Die Aufgabe des Betriebsratsvorsitzenden besteht darin, Lösungen für Probleme zu finden, nicht über Dinge zu streiten. Dagegen ist es die Aufgabe des Arbeitgebers, sich um das Wohlergehen der Arbeitnehmer und den Arbeitsschutz zu kümmern.

Je besser es den Mitarbeitern geht, desto besser arbeiten sie auch. In Rauma haben die Mitarbeiter unter anderem auch Einfluss auf die täglichen Arbeitsabläufe.

"Die Mitarbeiter haben in ihrem eigenen Bereich die höchste Kompetenz.
Man sollte z.B. dem Maschinenbediener und dem Schneidemaschinenbediener die Möglichkeit geben, ihre Kompetenz bestmöglich zu nutzen", meint Aitonurmi.
Dies fördert nachweislich sowohl das Wohlbefinden am Arbeitsplatz als auch die Motivation.

"Wir tragen als Unternehmen eine Verantwortung dafür, was in Rauma und in Finnland geschieht.Wir sind ein Teil der Gesellschaft und stehen nicht außerhalb", sagt Betriebsratsvorsitzender Jouko Aitonurmi.

​UPM Rauma

Produktionskapazität: 970 000 t Papier
150 000 t Fluff-Zellstoff
Die Papiermaschine 4 ist die größte finnische Papiermaschine.
Die Rohstoffe für die Papierherstellung: Mehr als 1,3 Millionen Kubikmeter Fichtenholz und
165 000 Tonnen Zellstoff im Jahr
Arbeitsplätze auf dem Fabrikgelände: 720. Die indirekte Auswirkung auf die Beschäftigung von UPM Rauma: 2.100

​Rauman Biovoima Oy

Eine im gemeinsamen Besitz von Pohjolan Voima und Rauman Energia befindliche Produktionsgesellschaft, die Energie an UPM Rauma und Rauman Energia liefert.
Sie erzeugt Strom, Wärme und Dampf zu mehr als 90 Prozent aus erneuerbaren Brennstoffen. Außerdem liefert sie die notwendige Fernwärme für die Stadt Rauma.

 

 

 
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