Umsichtige Landnutzung

Die Forstindustrie basiert auf einer nachhaltigen Grundlage. Die Forstindustrie ist überhaupt nicht nachhaltig. Die Tier- und Pflanzenarten im Wald sind gefährdet. Die Tier- und Pflanzenarten im Wald gedeihen prächtig. Der Schutz wertvoller Lebensräume ist wichtig, weil sie einzigartige Tier- und Pflanzenarten beherbergen. Der Schutz wertvoller Lebensräume ist sinnlos, weil sie ohnehin zu klein sind. Der Erhalt von Bäumen ist wichtig – oder auch nicht. Der Wald braucht mehr Schutz, oder auch weniger: 1, 5, 10, 17 oder 30 Prozent oder vielleicht überhaupt alle Waldflächen sollten vollständig unter Schutz gestellt werden, weil Bäume eine Seele haben und miteinander kommunizieren. Die Holznutzung könnte gesteigert werden, aber das geht ja gar nicht. Das sind nur einige der Argumente, die angeführt werden, wenn es um die Nachhaltigkeit der Forstindustrie geht. Und wir dürfen uns aussuchen, welchem wir am ehesten Glauben schenken.

Die finnische Forstgesetzgebung wurde vor 20 Jahren reformiert. Im Zuge der Reform wurde in das Forstgesetz der Schutz der biologischen Vielfalt als neues Ziel aufgenommen und das Naturschutzgesetz wurde novelliert. Gleichzeitig wurde auf breiter Front Forstzertifizierung als Standardverfahren zur Förderung nachhaltiger Forstwirtschaftspraktiken eingeführt. Durch die Zertifizierung kam es erstmals zu einem Marktmechanismus, der das Zusammenspiel zwischen den Umweltaspekten der Forstindustrie und den Verbraucherinteressen regelte. Auf dem Gebiet der Holzbeschaffung wurden immer mehr Umweltstandards und -praktiken zur Förderung des gesellschaftlichen Engagements entwickelt.

Weiterentwicklung der forstwirtschaftlichen Praxis, Stagnation der öffentlichen Diskussion

UPM hat Ende der 90er Jahre ein eigenes Aktionsprogramm eingerichtet, das auf den Erhalt der biologischen Vielfalt im Rahmen einer modernen, sich laufend weiterentwickelnden Forstwirtschaft abzielte. In den folgenden 20 Jahren wurde die forstwirtschaftliche Praxis nach dem Grundsatz der kontinuierlichen Verbesserung weiterentwickelt und die von Forschungseinrichtungen gelieferten neuen Informationen in die Praxis umgesetzt.

Nur in einem Punkt hat sich nichts verändert: bei der öffentlichen Diskussion über den Wald. Die Debatte war stets von Emotionen und politischen Argumenten geprägt, anstatt von einem Dialog darüber, wo die finnische Forstwirtschafts- und Umweltkompetenz eingesetzt werden sollte – obwohl wir in beiden Bereichen über ein weltweit anerkanntes Fachwissen verfügen.

Im vergangenen Jahr konzentrierte sich die Diskussion auf die möglichen Auswirkungen, die die in der Forstindustrie geplanten zusätzlichen Investitionen auf die Holznutzung und die Nachhaltigkeit der Waldnutzung haben könnten. Der Schwerpunkt lag dabei auf der Biodiversität der Wälder und ihrer Funktion als Kohlenstoffsenke. Die biologische Vielfalt spielt jedoch nicht nur für den Klimaschutz eine wichtige Rolle. Es gilt unbedingt sicherzustellen, dass die Steigerung der Holznutzung nicht die Natur im Wald oder seine Ökosystemleistungen gefährdet.

Waldschutz ist nur eine Möglichkeit des Artenschutzes

Es gibt zwei Wege zum Erhalt der in unseren Wäldern vorkommenden Arten: Waldschutz und Naturmanagement in Wirtschaftswäldern.

Bei letzterem gibt es ebenfalls zwei Aspekte. Erstens die Erhaltung der vorhandenen Arten und ihrer Lebensräume. Wir können z. B. sicherstellen, dass Fischadler brüten können, indem wir bei der Holzernte ihre Nistplätze erhalten, oder wir können Quellen und ihre unmittelbare Umgebung schützen, wenn sie Arten beherbergen, die nur in diesem Lebensraum vorkommen, wie z. B. Brunnenmoose.

Zweitens den Erhalt der Artenvielfalt durch langfristige Prozesse, deren Auswirkungen erst später spürbar werden. Dazu zählen z. B. die Steigerung des Laubbaumbestands zur Erweiterung der Baumartenvielfalt und Erhöhung der Totholzmenge.

Vom Einschlag ausgenommene Bäume werden zu wertvollem Totholz, wenn sie, nachdem sie umgestürzt sind oder aus anderen Gründen, verrotten. Dies ist der Beginn eines jahrzehntelangen Zersetzungsprozesses, der aus verschiedenen Phasen besteht und an dem viele verschiedene Arten beteiligt sind. Dass die Auswirkungen dieses Prozesses zwangsläufig mit zeitlicher Verzögerung eintreten, hat sich sowohl für die EU-Umweltpolitik als auch für die öffentliche Diskussion als schwer verständlich erwiesen. Glücklicherweise kann die Wissenschaft mittlerweile qualitativ hochwertige Modelle anbieten, anhand derer dargestellt werden kann, wie sich die Natur im Wald auf der Grundlage der derzeitigen forstwirtschaftlichen Praktiken zukünftig entwickeln wird.

Erntemenge nicht allein ausschlaggebend für Umweltauswirkungen

Wald kann nachhaltig genutzt werden, wenn wir sicherstellen, dass nicht mehr Bäume entnommen werden als nachwachsen und wenn die vielfältige Altersstruktur des Waldes erhalten, wertvolle Lebensräume geschützt, die Totholzmenge gesteigert und die Baumartenvielfalt erhöht wird. Wenn wir dies berücksichtigen, ist davon auszugehen, dass die Intensivierung der Ernteaktivitäten auf nationaler Ebene kaum irgendwelche Umweltauswirkungen haben wird.

Wirklich wichtig ist, dass wertvolle Lebensräume geschützt werden und dass Wirtschaftswälder mit der Zeit immer mehr charakteristische Merkmale natürlicher Wälder aufweisen, die verschiedene Arten bevorzugen oder benötigen. All diese Gesichtspunkte sind bereits heute grundlegende Bestandteile unserer forstwirtschaftlichen Praktiken.

Natürlich müssen wir auch die praktische Umsetzung von Richtlinien und Vorschriften und die Weiterentwicklung der forstwirtschaftlichen Tätigkeiten im Einklang mit den neuesten Erkenntnissen aus Überwachungs- und Forschungsaktivitäten gewährleisten. Und darüber hinaus gilt es, unsere auf bestimmte Lebensräume und Arten fokussierten Projekte fortzusetzen, wie etwa frühere Maßnahmen zu Lebensräumen auf Esker-Moränen und Waldbrandgebieten.

Verantwortung ist der Ersatz nicht erneuerbarer durch erneuerbare Ressourcen

Angesichts der globalen Umwelttrends und des Bevölkerungswachstums ist eine umsichtige und verantwortungsvolle Landnutzung von größter Bedeutung. Ein verantwortungsbewusster Ausgangspunkt hierfür ist der Ersatz nicht erneuerbarer Ressourcen durch erneuerbare Ressourcen wie Holz.

In der neuen Bioökonomie sollte man alle Auswirkungen und Ökosystemleistungen gleichzeitig betrachten, anstatt sich isoliert auf einen Indikator – wie Biodiversität – zu konzentrieren. Die Festlegung umfassender Zielsetzungen zur Landnutzung auf der Grundlage der Ökosystemleistungen wäre für alle Bereiche der Wirtschaft sinnvoll.

Die finnischen Wälder liefern eine immer größere Vielfalt an holzbasierten Produkten, erhalten die natürliche Vielfalt, binden Kohlenstoff, reinigen Wasser, versorgen uns mit Beeren, Pilzen und Wildbret und dienen uns als Erholungsraum. Welche andere Art der Landnutzung könnte uns ein ebenso reiches und vielseitiges Potenzial bieten und gleichzeitig zur Bewältigung der aktuellen Herausforderungen der Menschheit beitragen? Und von wo sonst auf der Welt sollte das Holz herkommen, das wir brauchen?

 
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